Ergebnisse unserer Expedition

"Um die Berge herumgehen ist genauso wichtig, wie auf deren Gipfel zu steigen."

Heinrich Harrer

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Expeditionsziele

Drei alpinistische Hauptziele verfolgte unsere fünfwöchige Expedition in den afghanischen Wakhan:

  1. Akklimatisationstrekking durch den Großen und Kleinen Pamir
  2. Hydrogeographische Exploration im Bereich des Chakmaktin-Sees zur Frage der Oxus-Quelle
  3. Erstbesteigungen in den Ketten des Koh-e-Aksu und Hinduraj

Ein weiteres wichtiges Nebenziel der Expedition war, unsere afghanischen Freunde vor Ort beim Aufbau der Grundlagen für nachhaltigen kleinskaligen Bergtourismus zu unterstützen.

Eine Expedition in die Region erfordert sorgfältige Vorbereitung und hohen logistischen, bürokratisch konsularischen und ausrüstungstechnischen Aufwand. Kombiniert mit vielen Unwägbarkeiten wie Wetter, jahreszeitlichen Extremen, politischen und alpinistischen Entwicklungen ergibt sich selbst bei bester Planung und Vorbereitung genügend Potential für Fehlschläge.

Unsere Expedition war durch zahlreiche Schwierigkeiten gekennzeichnet, die Zeitpläne regelmäßig in Verzug geraten ließen. Aufgrund der vorausschauenden Planung und eigener Erfahrung im Wakhan 2008 konnten wir unsere drei Hauptziele verfolgen und erfolgreich umsetzen.

Routen unserer Expedition

Routen unserer Expedition - Überarbeitung einer Karte von Mareile Paley aus der Wakhan Reisebroschüre der Aga Khan Foundation-Afghanistan vom Juni 2006

Erste Schwierigkeit ist ein später Wintereinbruch im April 2016, der extreme Schneemengen in den Pamir bringt. Selbst unsere ersten beiden Wochen im Wakhan‐Korridor, Anfang bis Mitte Juni, sind von ständiger Bewölkung und Niederschlägen geprägt. In normalen Jahren dagegen besteht zu dieser Zeit im Pamir eine stabile Sommerhochdrucklage mit langen Sonnenscheinperioden. Berichte von Hilfsorganisationen über verendete Tiere bei den Herden der Kirgisen und Wakhi erreichen uns bereits im Mai. Obgleich sich die Situation der Tierherden vor Ort nicht derart dramatisch zeigt, sind die Schneemengen auf den Sommerpässen der Wakhi und Kirgisen ein Problem, unsere Akklimatisierungsroute wie geplant zu beginnen. So können wir auf dem Weg in den Großen Pamir nicht mit den benötigten Tragtieren den Pass Kotal‐e‐Sargez überqueren, da nach einhelliger Meinung der lokalen Bevölkerung und damit unserer Tiertreiber diese Pässe noch nicht begehbar sind. Diese erste Planänderung ist noch kein größeres Problem, da wir vom Zusammenfluss von Wakhan‐Darja und Pamir‐Darja in Goz Khun auch die Flussroute entlang des Pamir‐Flusses in den Großen Pamir nehmen können. Somit erwandern wir den gesamten Lauf des Pamir‐Flusses bis zu seinem Ursprung, dem Abfluss des Zorkul‐Sees. Wir sind auf den Spuren von John Wood unterwegs (Wood 1841). Auf seiner gesamten Länge bildet der Pamir‐Fluss hier die Grenze zwischen Tadschikistan und Afghanistan – auf tadschikischer Seite folgt eine mit Allradjeeps befahrbare Piste dem Lauf des Flusses, auf unserer afghanischen Seite lediglich ein Saumpfad für Pferde, Yaks und Kamele.

Entlang des Pamir Flusses

Entlang des Pamir Flusses

Entlang des Pamir Flusses

Blick auf den Hindukush

Entlang des Pamir Flusses

Wandern entlang des Pamir Flusses

Den Großen Pamir zur rechten, die Gipfel der Schachdarakette zur linken Hand, folgen wir entlang atemberaubender Schluchten dem Lauf des Pamir. Mit dem Zugewinn an Höhe von 2800 m ü. NN bis 4200 m ü. NN werden die Schluchten flacher und der Weg führt uns zu ausgedehnten Hochflächen und den ersten Kirgisenlagern. Je weiter wir nach Osten gelangen, desto mehr Erstaunen löst unser Kommen bei den Familien aus: Die wenigen Touristen, die den Wakhan vornehmlich im Westteil besuchen, stoßen selten so weit vor. Selbst unser afghanischer Bergfreund Malang aus Qazi‐Deh ist gespannt auf den Zorkul und die dort lebenden Kirgisen. Er ist bei seinen Streifzügen durch Großen und Kleinen Pamir bislang noch nie soweit dem Lauf des Pamir nach Osten gefolgt.

Kirgisen im Großen Pamir

Kirgisen im Großen Pamir

Flussquerung im Großen Pamir

Flussquerung im Großen Pamir

Kamele im Großen Pamir

Kamele im Großen Pamir

Nach sieben Tagen erreichen wir unser erstes Ziel, den Zorkul (früher Lake Victoria genannt) an seinem südlichen Ufer. Die gut zu erkennende Straße auf tadschikischer Seite ist zu dieser Jahreszeit noch so gut wie unbefahren. Keine fünf Fahrzeuge haben während unserer einwöchigen Wanderung ihre Staubfahnen in die Landschaft gezeichnet. In der Nähe des Sees treffen wir auf ein weiteres Lager hier lebender Kirgisen. Leider verfolgt uns der späte Winter noch immer und wird nun zu unserem ersten ernsthaften Problem. Unsere Hoffnung, dass in den ersten zehn Expeditionstagen der Pamirsommer mit praller Sonne den Schnee auf den Pässen geschmolzen hätte, bleibt unerfüllt. Wolken sowie nächtliche Regen‐ und Schneeschauer sind unsere steten Begleiter. So lehnen die kirgisischen Viehtreiber hier unseren Plan, in insgesamt zwei Tagen die Pässe Kotal‐e‐Shaur (4890 m), Kotal‐e‐Karabel (4820 m), Uween‐e‐Sar (4887 m) und Akbelis (4595 m) nach Bozai Gumbaz in den Kleinen Pamir zu queren, ab. Obgleich lokale Mitarbeiter der WCS (=Wildlife Conservation Society) und wir nach eingehender Gelände‐ und Schneeerkundung überzeugt sind, dass die Schneeverhältnisse zumindest für Yaks machbar wären, können wir niemanden für einen Versuch gewinnen. Eine Rolle dafür spielt wohl auch, dass die kirgisischen Viehnomaden mit ihren Lasttieren lieber Lebensmittelspenden der internationalen Gemeinschaft im Tal abholen wollen.

Im Großen Pamir

Großer Pamir

Unterwegs im Großen Pamir

Flussquerung im Großen Pamir

Grabstätten im Großen Pamir

Grabstätten im Großen Pamir

Dies erfordert eine sofortige Entscheidung, wie mit dem nun eingetretenen Zeitverlust umzugehen ist: Entweder wir bleiben die gesamte Zeit im Großen Pamir, versuchen uns an hier reich vorhandenen Erstbesteigungsoptionen bis etwa 5800 m und geben die Ziele im Kleinen Pamir damit auf – oder wir verfolgen den ursprünglichen Plan weiter und hoffen, mit Gewaltmärschen zurück nach Goz Khun noch rechtzeitig in den Kleinen Pamir zu kommen. Wir entscheiden uns für die zweite Option, also auf der Nordseite des Großen Pamir den gesamten Lauf des Pamir‐Flusses gen Westen zurückzuverfolgen bis Goz Khun, uns dort wieder nach Osten zu wenden und auf der Südseite des Großen Pamir über die Schotterpiste entlang des Wakhan‐Flusses mit einem Jeep so schnell wie möglich nach Sarhad zu fahren. Von dort aus wollen wir zu Fuß nach Bozai Gumbaz in den Kleinen Pamir gelangen.

Wir schaffen den Rückweg der gesamten Strecke, die wir in sieben Tagen aufgestiegen sind, in vier Tagen. Einzige Motivation der Tiertreiber für die bis zu 16 Gehstunden langen Etappen ist, ihnen das Salär für sieben Tage zu zahlen, wenn sie die Strecke in vier Tagen mit uns laufen. Ungeachtet unserer jetzt großen Zeitanspannung, nehmen wir uns Zeit für botanische Studien an den nun deutlich grüneren Berghängen. Die vegetationsreiche Jahreszeit hat Mitte Juni endlich begonnen. Wir begegnen unzähligen Wakhi‐Karawanen, die mit ihren Tieren auf die Sommerweiden ziehen. Flussquerungen, die eine Woche zuvor kaum Probleme darstellten, werden nun deutlich schwieriger.

Karawane im Großen Pamir

Karawane im Großen Pamir

Kirgisinnen im Großen Pamir

Kirgisinnen

Brücke über den Fluss Wakhan bei Goz Khun

Brücke über den Wakhan bei Goz Khun

In Goz Khun gelingt es Malang per Telefon, einen Fahrer mit Jeep für den nächsten Morgen zu organisieren. Er soll uns nach Sarhad bringen. Unser Rekordmarsch von 44 km Luftlinie am letzten Tag des Abstieges nach Goz Khun zeigt, wie gut und effektiv unser Akklimatisierungstrekking war. Konditionsschwächen spüren wir nicht.

Von Sarhad aus gilt es, nun so schnell wie möglich nach Bozai Gumbaz zu kommen, um die weiteren Ziele (Erstbesteigungen, Oxus‐Quelle) zu verfolgen. Nach der Überwindung des Daliz‐Passes (4267 m) hinter Sarhad‐e‐Boroghil treffen wir wieder auf den Wakhan‐Darja und folgen seinem Lauf bis zum Zusammenfluss von Wakhir‐Darja und Bozai‐Darja.

Die zwei weiteren Ziele gehen wir nun parallel an, da wir aufgrund der fortgeschrittenen Zeit nicht mehr beide Pläne mit allen Teammitgliedern verfolgen können. Ein Teil der Gruppe zieht von Bozai Gumbaz aus zu den Oxus‐Quellen am Chakmaktin‐See, der andere quert den Wakhir‐Darja nach Süden und wandert im Pamir‐e‐Wakhan dem Ziel einer Erstbesteigung entgegen.

Blick nach Sarhad beim Aufstieg zum Daliz-Pass

Blick nach Sarhad

Steile Passagen im Kleinen Pamir

Wandern im Kleinen Pamir

Wakhi Jungen mit Esel

Wakhi Jungen

Entsprechend der Planung, die Quellflüsse des Bozai‐Darja (einem der Quellflüsse des Wakhan/Pjandsch) und die Wasserscheide zwischen Bozai‐Darja und Chakmaktin‐See (der nach Osten zum Aksu hin abfließt) näher zu erkunden, wandern wir zum Chakmaktin‐See und unternehmen Touren am Seeufer. Dabei finden wir oberhalb des Seeufers weitere Grabmäler, die jenen in Bozai Gumbaz ähneln. Wir konzentrieren uns bei unseren Erkundungen auf das westliche Ende des Sees und Aufstiege in die nördliche Bergkette auf Höhe des Birgüt‐Uya‐Tals und seines östlichen Nachbartals (Siehe nachfolgende Karte, Täler bzw. Wasserläufe Nr. 62 und 63).

Zuflüsse des Chakmaktin-Sees sowie Bozai-Darja nach Naumann (1974)

Zuflüsse des Chakmaktin-Sees sowie Bozai-Darja nach Naumann (1974)

Explorationen im Bereich des Chakmaktin-Sees

Explorationen im Bereich des Chakmaktin-Sees

Im nächst östlichen Seitental des Birgüt‐Uya entspringt ein Bach, den Clas Naumann Tshelab nennt (Naumann 1974). Tatsächlich wird die kirgisische Siedlung am Ausgang dieses Tals auch uns gegenüber Tshelab genannt, was bestätigt, dass Clas Naumann sich an örtlichen Bezeichnungen der dort siedelnden Kirgisen orientierte. Die sowjetischen Militärkarten weisen diesbezüglich einen Unterschied in der Taxonomie auf. Um Irritationen zu vermeiden, gehen wir kurz darauf ein. Auf ca. 4.500 m Höhe teilt sich das Tshelab‐Tal in ein nordöstliches und ein nordwestliches Seitental. Das nordwestliche Seitental führt nach den russischen Karten zu einem Pass nach Tadschikistan, den Clas Naumann nicht verzeichnet hat und der auf den russischen Karten als Burgutai‐Pass auftaucht. Entsprechend dieses Passes benennen die russischen Karten den Fluss Tshelab als Birgutai‐Djilga (entspricht Nr. 63 in Naumanns Karte). Das nächstwestliche parallel zum Tshelab/Birgutai laufende Nachbartal benennt Naumann wiederum Birgüt‐Uya (Nr. 62 auf seiner Karte), während es auf den russischen Karten als Atschik‐Tasch (kirgisisch für „finsterer Stein“) angegeben ist. Die Siedlungen am Ausgang dieses Tals werden uns gegenüber von den Einheimischen ebenso Atschik‐Tasch genannt, was eine entsprechende Benennung des Tals rechtfertigen würde. Dieser Begriff taucht bei Naumann jedoch überhaupt nicht auf. Unklarheit besteht dahingehend, dass Einheimische uns lautsprachlich einen Pass namens „Birgit‐Jar“ nannten. Da es sich um grenzüberschreitende Pässe handelt, unternehmen wir keine Erkundungen zur Klärung der Frage, ob sich am Ende des von Naumann als Birgüt‐Uya genannten Tales ein entsprechender Pass befindet, der Birgüt‐Uya heißen könnte, oder ob der Burgutai‐Pass und der lautsprachliche Birgit‐Jar‐Pass identisch sind. In letzterem Fall hätte Naumann das Tal Nr. 62 mit Birgüt‐Uya falsch benannt. Des Weiteren fehlt bei Naumann für den gesamten nach Westen abfließenden Flusslauf bis Bozai‐Gumbaz ein eigener Name. Er vermutet, ohne ganz sicher zu sein, dass dieser gesamte Teil als Tshelab bezeichnet wird. In den russischen Karten wird dieser das Haupttal hinabfließende Teil als Bozai‐Gumbaz bezeichnet. Um Verwechslungen mit der Ortschaft zu vermeiden und ihn begrifflich von seinem ersten Quellfluss unterscheiden zu können, bezeichnen wir ihn im Folgenden als Bozai‐Darja und richten uns sonst jedoch nach Naumanns Taxonomie.

Grabanlagen in der Nähe des Chakmaktin-Sees

Grabanlage am Chakmaktin-See

Erkundung Tshelab Flusslauf

Erkundung am Tshelab Flusslauf

Erkundung Tshelab Flusslauf

Erkundung am Tshelab Flusslauf

Da uns die Frage der Wasserscheide und der Quelle des Tshelab zwischen Chakmaktin‐See und Bozai‐Darja mehr interessiert als die Klärung der zweideutig benannten Pässe und Täler, konzentrieren wir uns auf Tal Nr. 63 und die Quelle sowie Wasserscheide des Tshelab. Dieser Bach teilt sich am westlichen Ende des Chakmaktin‐Sees in mehrere Wasserläufe auf, von denen einige in den Bozai‐Darja nach Westen abfließen, und andere sich nach Osten wenden, in den Chakmaktin‐See münden und über diesen weiter in den Aksu entwässern.

Glaziale Moränen und Schwemmkegel des Tshelab bilden die Wasserscheide aus. Sie liegt auf einem riesigen und fast ebenen Hochtal auf 4000 Metern über Meereshöhe, womit wir es mit einer sehr „unscharfen“ Wasserscheide zu tun haben. Es kann vermutet werden, dass sie sich nach starken Schneeschmelzen ggf. verändert. Abflussdurchbrüche vom Chakmaktin‐See zum Bozai‐Darja sind dabei denkbar. Ein Studium der Fotos und der Situation vor Ort legt auch nahe, dass dies in der Vergangenheit immer wieder der Fall gewesen sein könnte. Die Frage, ob der Chakmaktin‐See selbst noch einen Überlauf/Abfluss nach Westen hat, der dann in den Bozai‐Darja fließt, wurde von Clas Naumann diskutiert und auf seiner Karte gestrichelt dargestellt, weil er es für möglich hielt. Allerdings hat er im August keinen solchen Abfluss gefunden, vermutet ihn aber zur Schneeschmelze. Wir sind nun Ende Juni deutlich früher vor Ort als Clas Naumann und die Schneeschmelze ist bereits in vollem Gange. Mit dem schneereichen Frühjahr 2016 im Kleinen Pamir können wir nun im Beobachtungszeitraum vom saisonalen Maximum möglicher Wasserverfügbarbarkeit ausgehen. Und dennoch können wir keinen Abfluss finden! Daraus schließen wir, dass es keinen Abfluss des Chakmaktin nach Westen gibt, insbesondere auch keinen saisonalen.

Die Wasserscheide ist jedoch in der Tat sehr flach und damit geologisch leicht und in kurzer Zeit überformbar durch Solifluktion, Muren, Erosion und Sedimentation. Zudem ist eine Veränderung des Abflussregimes aus dem Chakmaktin‐See leicht vorstellbar, wozu es z.B. ausreichen würde, wenn der ostseitige Abfluss durch Eis o.ä. versperrt ist und den Seespiegel so um einige Meter anhebt. Wir vermuten dennoch, dass dies eher selten passiert, da der Abfluss früher aufschmelzen dürfte, als die Schneeschmelze in den höher gelegenen Zuflussgebieten einsetzt. Sowohl unsere Erkundungen vor Ort als auch die von höheren Lagen aufgenommenen Fotos zeigen in der Auswertung zum Zeitpunkt Juni 2016 eindeutig, dass der Chakmaktin‐See keinen direkten permanenten Abfluss nach Westen besitzt und ausschließlich die Flüsse aus den Seitentälern westlich des Seeufers nach Westen hin in den Bozai‐Darja entwässern. Weil der Tshelab durch seine Bifurkation sowohl zum Quellfluss des Bozai‐Darja wird, als auch in den Chakmaktin‐ See entwässert, stellt er somit eine Quelle beider möglicher Quellflusssysteme des Oxus dar.

Gipfelbesteigung am Chakmaktin-See

Gipfelbesteigung Koh-e-Naumann

Gipfelbesteigung am Chakmaktin-See

Gipfelbesteigung Koh-e-Naumann

Gipfelbesteigung am Chakmaktin-See

Gipfel des Koh-e-Naumann

Wir verfolgen den Lauf des Tshelab talaufwärts bis in Schnee‐ und Firnfelder bzw. mögliche Toteisfelder. Die auf den russischen Generalstabskarten noch aufgeführten Gletscher sind in ihrer in den späten 1980er Jahren verzeichneten Ausdehnung nicht mehr zu finden und von den bis zu 5500 Meter hohen Bergen vermutlich weitestgehend verschwunden. Der Tshelab formt sich am Ende des Hochtales aus zwei Bächen (Zusammenfluss der beiden Bäche: 37°17.93'N, 74°06.07'E, 4504 m). Wenige Kilometer nördlich davon bildet ein Bergkamm die Grenze zu Tadschikistan. Wir folgen nun dem Bachlauf, der zur Zeit unserer Erkundung mehr Wasser führte, weiter hinauf nach Nordosten bis zu seiner Quelle bei 37°18.96'N und 74°08.08'E auf 4763 m. Sofern die Gletscher wirklich Toteis sind, hängen diese Quellen nun vom jährlichen Schneefall und der (totalen?) Schneeschmelze im Sommer ab und könnten zukünftig mit dem Verschwinden der letzten Toteisfelder in niederschlagsarmen Jahren zum Herbst hin auch gänzlich trockenfallen.

Bei der Erkundung der Bachquellen nutzen wir die Gelegenheit, den zweithöchsten Gipfel der Bergkette östlich des Tshelab‐Tales zu besteigen (37°15.91'N, 74°07.65'E, 5379 m laut GPS). Einerseits wollen wir ein Panorama des Chakmaktin‐Sees aufnehmen und andererseits die Flusssituation aus einer Vogelperspektive beurteilen. Wir gingen bislang davon aus, dass diese technisch leicht zu erklimmenden Gipfel (Hauptgipfel 5518 m, vorgelagerter Nebengipfel 5367 m) unbestiegen waren, da wir weder in den Archiven Heichel/Graupner, noch in der Literatur anderslautende Informationen gefunden hatten. Auf dem Gipfel 5367 m finden wir aber eine gut 80 cm hohe Steinpyramide vor. Ob diese bereits von Clas Naumann oder auch im Rahmen der polnischen Expedition von 2010 (Tofel, 2011) entstanden ist, konnte bislang nicht eruiert werden, da keine schriftlichen Hinterlassenschaften in der Steinpyramide liegen und Bartek Tofel in seinem Expeditionsbericht auch nicht näher beschreibt, auf welchen Bergen Akklimatisierungsaufstiege durchgeführt wurden. Wir geben den beiden Gipfeln die Namen Koh-e-Naumann (Vorgipfel, 5367m) und Koh-e-Rahman-Kul (Hauptgipfel, 5518m).

Somit kann hydrografisch festgehalten werden, dass Quellbäche des Bozai‐Darja sowie des Chakmaktin‐Sees im Tshelab‐Tal zu finden sind und dort hoch gelegene Quellen des Bozai‐Wakhan‐Pjandsch als auch des Chakmaktin‐Aksu‐Bartang‐Systems darstellen. Beide Bäche entspringen je nach Jahreszeit zwischen 4700‐4900 m ü. NN aus den beschriebenen Schneefeldern und vereinigen sich bei ca. 4500 m ü. NN. Die Bifurkation findet am Talausgang des Tshelab nur wenige Höhenmeter über dem Wasserspiegel des Chakmaktin statt.

Panorama Chakmaktin-See

360°-Panorama des Chakmaktin und des Kleinen Pamir. Von NO über Ost (Chakmaktin-Abfluss) Süd (Chakmaktin-See und Kleiner Pamir), Südwest (Bozai-Darja) West (Taleinschnitt des Tshelab) bis Nord (Gipfel 5.500 m)

Auch wenn ein Berg sehr hoch ist, gibt es einen Weg nach oben.

Afghanisches Sprichwort


Unser Ziel der Erstbesteigung ist der höchste Berg im Kleinen Pamir der auf verschiedenen Karten mit der Höhenangabe 6094 m auftaucht und welchen wir nach erfolgreicher Besteigung Koh-e-Wakhan gennant haben. Erste fruchtlose Besteigungsversuche erfolgten im Jahr 1964 von einer deutschen Gruppe um Dieter von Dobeneck und 1974 von polnischen Bergsteigern um Antoni Miklaszewski. Auch neuerliche Versuche in der Zeit ab 2001, nach dem Ende der Talibanherrschaft, durch Alan Halewood 2010 und eventuell durch Bartok Tofel 2009/2010 (keine Publikation darüber, Informationen durch Pferdetreiber vor Ort erhalten, dass Tofel im Tal der Karajilga war) blieben nicht nur erfolglos, sondern scheiterten teils beinahe tragisch, als durch den stark steinschlaggefährdeten Schieferaufbau des Berges ein Teammitglied von Halewood von einem Stein getroffen wurde. Ein Rückzug und sicherer Abtransport eines verletzten Bergsteigers stellt aufgrund der Abgeschiedenheit und der mindestens viertägigen Laufdistanz zu den Transportpferden in den Kirgisenlagern und der weiteren drei‐ bis viertägigen Entfernung zum nächsten erreichbaren Ort mit Straßenanbindung (Sarhad) stets ein schwieriges und risikoreiches Unterfangen dar.

Wir entscheiden uns deswegen nach dem Studium des Kartenmaterials und der wenigen vorhandenen Fotos der Region, die stark vergletscherten und vor allem durch teilweise senkrechte Eisbrüche technisch schwierigen und gefährlichen Nordflanken des Karajilga I zu meiden und damit nicht den Routen der frühen Versuche von 1964, 1974 und 2010 (Dobeneck, Wala, Halewood) zu folgen. Stattdessen ziehen wir mögliche Anstiege von Süden oder Westen in Betracht.

Die Südseite hat aufgrund des Breitengrades (36°N) und der starken Sonneneinstrahlung während der Sommermonate eine Schnee‐ und Gletschergrenze, die etwa 500 Höhenmeter über derjenigen der Nordseite liegt. Sie weist generell eine geringere Vergletscherung im steileren Gelände auf. Somit zeigen sowohl die russischen Generalstabskarten wie auch Satellitenbilder eisfreie Grate und Flanken. Andererseits ist das lose brüchige Schiefergestein keine gute Kletter‐ und Aufstiegsgrundlage für steile und technisch schwierige Passagen. Hinzu kommt, dass unsere Zeit wohl nicht ausreicht, den Berg auf Hin‐ und Rückweg von seiner Nord‐ auf die Südseite zwei Mal zur Hälfte zu umrunden und dabei den selbst für Yaks nun kaum passierbar angeschwollenen Baikara‐Fluss mehrfach zu queren.

Aufstieg zum Gletscherplateau

Aufstieg zum Gletscherplateau

Aufstieg zum Gletscherplateau

Auf dem Kara-Jilga-Gletscher

Aufstieg zum Gletscherplateau

Basis Lager auf dem Kara-Jilga-Gletscher

Damit bleiben noch die Verhältnisse an der Westflanke des Berges unklar. Steil aufsteigend erhebt sie sich am Ende eines großen Gletscherplateaus und ist von den umliegenden Bergen auch von Ferne nicht einsehbar. Bisher lag auch kein Fotomaterial dazu vor. Nach Kartenlage erscheint die Westflanke zwar vereist und steil, weist aber möglicherweise weniger zerrissene Eisstrukturen auf und könnte technisch für uns lösbar sein. Wir entscheiden uns für einen einzigen Versuch über die Westseite. Mehr Zeit bleibt nicht.

Um den Ausgangspunkt des nach Norden abfließenden, bislang namenlosen, Gletschers zu erreichen, biegen wir bei 37°04.97'N und 73°57.95'E auf 3932 m Höhe vom Haupttal des Baikara gen Süden ab und folgen dem Lauf der Karajilga zunächst ein kurzes Stück nach Osten und dann geradezu nach Süden. Der Vorteil dieses recht engen Tales liegt in dem ebenen Flusslauf. Weder Steilstufen, noch Stromschnellen oder unpassierbare Steilufer sind zu erwarten, so dass wir mit Lastpferden unsere umfangreiche Ausrüstung und Nahrungsmittel bis auf zwei Stunden Fußmarsch an den Gletscher heranbringen können. Mit unseren Wakhi‐Begleitern kommen wir tatsächlich problemlos in anderthalb Tagen von Bozai aus mit zwei Pferden bis auf eine kleine Almwiese, die ein perfektes Basislager abgibt (37°01.96'N, 74°03.67'E, 4186 m). Die Pferde finden genug Nahrung für einige Tage und unsere Wakhi‐Freunde ein sonniges Plätzchen mit Frischwasser, um die nächste Woche auf unsere Rückkehr zu warten. Das größere Expeditionszelt bauen wir auf der Wiese auf, so dass unsere Begleiter möglichen Unwettern nicht schutzlos ausgesetzt sind. Obgleich Wakhi wie auch Kirgisen in den Sommermonaten durchaus auch unter freiem Himmel, geschützt durch Pferdedecken und Sättel, auf dem Boden nächtigen, wird unser Angebot dieser „armseligen westlichen Hilfsjurte“ dankbar angenommen. Ebenso lassen wir ausreichend Essen und Getränke, die allesamt mit heißem Wasser bereitet werden können, zurück. Bei Anmietung der Tragtiere hatten deren Treiber zwar versichert, sich unterwegs selbst versorgen zu können und zu wollen – de facto sind sie aber immer ohne Bevorratung unterwegs und verlassen sich darauf, Nahrung entweder in den Siedlungen befreundeter Kirgisen zu erhalten oder aus den Reserven der Expedition. In Kenntnis dieser Praxis haben wir 40 kg Mehl von Ischkaschim aus mitgenommen, das wir in Portionen zu je 5 kg in den Dörfern unterwegs für unsere Pferde‐Treiber und uns haben ausbacken lassen.

Übersichtskarte Anmarsch zum Berg

Übersichtskarte Anmarsch zum Berg über das Flusstal der Karajilga

Detailkarte Anmarsch zum Berg

Detailkarte Anmarsch zum Berg über das Flusstal der Karajilga

Trotz drastischer Reduzierung unserer Ausrüstung und Nahrungsreserven für die nächsten maximal sechs Tage kommen wir pro Rucksack auf ca. 40 kg Gewicht. In Unwissenheit dessen, was uns erwartet, in technischer Hinsicht wie auch in Fragen der Konsistenz von Schnee und Eisverhältnissen, nehmen wir sowohl Schneeheringe, Schneeanker, als auch Eisschrauben mit; ebenso Schneeschuhe und Schneeschaufel. An mangelnder Ausrüstung für die eine oder andere Situation wollen wir nicht scheitern, ebenso wenig an ausgehenden Nahrungsreserven oder Mangel an Benzin.

Nach nur zwei Stunden Fußmarsch durch mittelschweres Blockschutt‐Gelände einer alten Endmoräne gilt es, den Abfluss des Gletschers Richtung Südosten zu überwinden. Der Gletscher erscheint über seine Ostseite leichter zugänglich, während die Westseite augenscheinlich einen nicht einzuschätzenden Schrund und ausgesprochene Steilheit aufweist.

Der Gletscherabfluss zeigt auch hier den fortgeschrittenen Juni an und weist unabhängig der Tageszeit selbst unmittelbar vor dem Gletschertor enorme Wassermassen und starke Strömungen auf. Verschiedene Felsformationen, die den Fluss auf zwei Meter Breite einengen, würden einen gewagten Sprung erfordern. Mit 40 kg auf dem Rücken erscheint uns das als viel zu riskant, da ein Abrutschen ins Wasser an diesen Engstellen ein Unglück mit ungewissem Ausgang bedeutet würde. Letztlich gelingt die Überschreitung wenige hundert Meter vor der Gletscherzunge; der Abfluss teilt sich hier in kleinere Arme auf (37°00.06'N, 74°04.39'E, 4418 m). Selbst diese verlangen Sprünge von anderthalb Metern, jedoch mit geringerem Risiko aufgrund der dort geführten Wassermenge sowie Tiefe. Ein nasses Bein ist allemal zu riskieren. Die Gletscherzunge passierend und in der Seitenmoräne schon leicht aufsteigend, gelangen wir zur Nordostseite des Gletschers, wo wir in den letzten Moränenhügeln vor Beginn des Eises unser Nachtlager aufschlagen (36°59.90'N, 74°04.35'E, 4468 m). Panorama Gletscherlager

Panorama Gletscherplateau

Am nächsten Morgen können wir den Gletscher über diese Seite auf 36°59.51'N, 74°04.49'E und 4589 m ohne große Schwierigkeiten betreten. Die Schneeverhältnisse sind typisch für den Pamir im Frühsommer – fast senkrecht einstrahlende Sonne taut den Winterschnee auf der Gletscherdecke teilweise bis zu zwei Metern Tiefe auf und formt einen unangenehmen Schnee‐Wasser‐Eis‐Sumpf. Nur in günstigen kalten Nächten gefriert dieser Slush oberflächlich und bietet wenigstens in den frühen Tagesstunden geringe Tragkraft. Der Einsatz unserer Schneeschuhe macht sich mehr als bezahlt und so sinken wir selbst an den schwierigsten Stellen mit den schweren Rucksäcken „nur“ knietief ein. Wir steigen den Gletscher weiter in fast direkter südlicher Richtung auf und graben unser Hochlager (36°56.76'N, 74°03.68'E, 5130 m) am Ende des großen Gletscherplateaus. Meterhohe Eismauern schützen unser Zelt bald von allen Seiten, die vollkommen ebene Liegefläche verspricht erholsame Nächte. Hier fließen die Gletscher aus den umliegenden Berghängen zusammen und formen eine Gletschermulde von drei Kilometern Durchmesser.

Gletschermulde und Westflanke mit Aufstiegsroute

Koh-e-Wakhan: Gletschermulde und Westflanke mit Aufstiegsroute

Die Westflanke des Koh-e-Wakhan weist bei erster Schätzung eine Steilheit von 40‐55° auf und wird durch mehrere mächtige Lawinenkegel charakterisiert. Da es in den letzten 14 Tagen keine größeren Neuschneemengen mehr gab und die Abbrüche der Schneebretter kurz unter dem Gipfelgrat deutlich zu erkennen sind, gehen wir davon aus, dass die alten Lawinen alles unkonsolidierte Material aus der Wand geräumt haben. Aktuell sollte also keine größere Lawinengefahr mehr bestehen. Zudem hoffen wir auf gut gepresste und nächtlich vereiste Schneeverhältnisse. Das recht lockere Schiefergestein der Karajilga I mahnt in jedem Fall zur Vorsicht, da aufgrund der Steilheit des Geländes viele Bergrücken schneefrei sind und die Nachmittagssonne diese evtl. durch Eis gehaltenen Felsen aufschmelzen könnte.

Pünktlich drei Uhr klingelt der Wecker; wir starten fünf Uhr morgens und steigen direkt in die Lawinenrinne ein (36°57.48'N, 74°04.77'E, 5193 m). Auf den ersten 600 Höhenmetern kommen wir seilfrei gut und schnell in meist ca. 45° steilem Gelände voran, der bequem zu laufende Schnee erweist sich als fest überfrorener, hartgepresster Lawinenkegel gänzlich ohne Steinschlaggefahr. Schlüsselstelle ist dabei auf halber Strecke eine durch seitliche Felsen erzwungene Verengung der Lawinenbahn, wo kurze Passagen Blankeis in 55° Steilheit zu überwinden sind. Einem Flaschenhals gleich kanalisiert diese Rinne alle Wege für Schnee, Steinschlag und Bergsteiger. Gegen elf Uhr stehen wir kurz unterhalb einer Schulter. Die letzten 50 Höhenmeter sind jedoch, oberhalb des Schneebrettabbruchs, hüfttiefer Pulverschnee, so dass bei Steilheit von 50° nur noch die direkte Linie möglich ist und in eine üble Wühlerei ausartet. Auf der Schulter (36°57.68'N, 74°05.26'E, 5852 m) angekommen, erweist sich auch weiterhin der dort liegende meterhohe Pulverschnee als echte Kraftanstrengung. Wir lassen die Rucksäcke zurück, um uns den weiteren Aufstieg von noch ca. 250 Höhenmetern entlang des Grates bis zum Gipfel nicht zusätzlich zu erschweren.

Der Grat ist breit, aber auch vergletschert und dementsprechend von Querspalten durchzogen, so dass das Einbrechen im Pulver zuweilen auch zu bodenlosen Erlebnissen werden könnte und unser Zwei‐Mann‐Team entsprechend zum Anseilen zwingt. Mit 45‐50° Neigung ist das Gelände dafür eigentlich zu steil. Spaltenstürze erfolgen glücklicherweise immer nur mit einem Bein. Die Spalten selbst sind nicht breit und meist mit einem beherzten großen Schritt nach oben zu übersteigen. Lediglich das Pulvertreten wird zur Nerven‐ und Kraftprobe. Manchmal knietief, oft bis über die Oberschenkel versunken, wühlen wir uns quälend langsam hinauf. Um 13:25 Uhr stehen wir zu zweit (Matthias Müller & Steffen Graupner) auf dem ersten, dem nordwestlichen, Gipfel des Karajilga I (36°57.58'N, 74°05.42'E, GPS‐Höhe bei sieben empfangenen Satelliten 6133 m; wahrscheinlich zu hoch, eher ca. 6080m).

Vor uns in südöstlicher Richtung fällt der Gipfelgrat um einige Höhenmeter ab, um sich erneut ebenso seicht zum Südostgipfel aufzuschwingen, der von einer gewaltigen Schneewechte nach Norden hin überformt wird.

Gipfel des Koh-e-Wakhan

Blick vom Greta Sar zum Koh-e-Wakhan

Gipfel des Koh-e-Wakhan

Blick vom Koh-e-Wakhan zum Greta Sar

Gipfel des Koh-e-Wakhan

Koh-e-Wakhan

Sowohl der augenscheinliche Eindruck, als auch die russischen Generalstabskarten, geben den südlichen Gipfel als höchsten Punkt mit 6094 m an. Also machen wir uns auf, das letzte Stück des breiten Gipfelrückens zu queren. Weitere 40 anstrengende Minuten brauchen wir für diese Passage zum Südostgipfel (36°57.51'N, 74°05.49'E, GPS‐Höhe bei sechs empfangenen Satelliten 6085 m). Aufgrund der gewaltigen Wechte ist eine gemütliche Rast auf dem höchsten Punkt nicht ratsam. Von der Seite ist zu erkennen, dass unter der drei Meter mächtigen Schaumrolle nur Luft und anschließend beinahe senkrechte Eishänge warten, bevor in der Tiefe die steilen und stark zerrissenen Gletscher der Nordflanken des Koh-e-Wakhan abfallen. Vom Gipfel aus sehen wir auch, dass die Nordseite des Berges auf der geplanten Route der gescheiterten Erstversuche von 1964, 1974 und 2010 (Dobeneck, Miklaszewski/Wala, Halewood) wie vermutet weit jenseits unserer technischen Fähigkeiten gelegen hätte.

Auf dem Gipfle des Koh-e-Wakhan

Matthias Müller auf dem Greta Sar

Auf dem Gipfle des Koh-e-Wakhan

Steffen Graupner auf dem Koh-e-Wakhan

Ausblick vom Gipfel

Ausblick vom Greta Sar gen Westen

Über die Aufstiegsroute steigen wir auch wieder hinab. Die Nachmittagssonne hat die Westflanke oberflächlich aufgeweicht, so dass wir mit größter Vorsicht und meistenteils in Frontalzackentechnik abklettern müssen. Hangneigung, Exposition, Schneemenge und Geologie lassen vermuten, dass diese Westflanke nur in wenigen Wochen des Jahres mit vertretbarem Risiko zu besteigen ist. Im Frühjahr gehen zunächst Pulver‐ und dann Nassschneelawinen den Hang ab und fegen durch die Rinne auf halber Hanghöhe, im Hochsommer schießen durch Frostverwitterung abgesprengte Schieferplatten auf genau diesem Weg zu Tal und im Herbst, wenn Schnee und Steinschlag vorüber sind, wird die Westflanke zu zwei Dritteln ihrer 1000 Meter Höhe aus Blankeis bestehen. Das einzig geeignete Zeitfenster für eine Besteigung über diesen Weg scheinen die kurzen Wochen im Juni zu sein, wenn Nassschneelawinen den Winter‐ und Frühjahrsschnee abgeräumt haben und der Steinschlag noch nicht begonnen hat. Erst 22 Uhr erreichen wir nach 17 Stunden Bergtour unser Gletscherlager auf 5130 m Höhe.

Panorama Ausblick vom Berggipfel

Panorama vom Gipfel des Koh-e-Wakhan

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